Eigentlich würde ich mich als sehr tierlieb bezeichnen. Ich rette Vögel, fange herrenlose Hunde ein, esse nur tierische Produkte, von denen ich die Herkunft kenne, gehe nicht in Zoos, ernähre meinen Hund besser wie mich, trage weder Pelz noch Leder und wenn ich im Lotto gewinnen würde, baute ich zuallererst einen wunderschönen Gnadenhof.
Soweit, sogut.
Nun kam ich gestern Abend ins Schlafzimmer und bin mit einem leisen Aufschrei rückwärts wieder raus... SPINNE! Und zwar nicht so ein dünnes Weberknecht-Dingelchen, sondern so ne Große, Dicke, Schnelle. UAAAAAH!
Zur Erklärung: ich fürchte mich vor allem, das mehr als vier Beine hat, auch vor ach so süßen Schmetterlingen und Marienkäfern. Aus der Ferne angucken geht, aber wenn die Beinchen mich berühren, ist es aus. Oder wenn sich die Insekten in meiner Wohnung aufhalten.
Mit den Weberknechten und kleinen Spinnchen etc.pp. komm ich mittlerweile ganz gut klar. Da trau ich mich auch mit nem Glas und nem Papier ran, wenn es sein muss. Oder ich hetze den Hund drauf.
Die Tarantel gestern musste eine Flohabwehrsprayattacke über sich ergehen lassen. Erst als sie kampfunfähig war, konnte ich ein Glas über sie stülpen. Mit Herzklopfen und fluchtbereit. Nicht das die wieder aufsteht und mich nachts anfällt. Oder so.
So. Hm.
Im Bett fing das schlechte Gewissen dann an zu bohren.
Hat das arme Tier denn kein Recht auf Leben gehabt? Sie hat mir ja nix getan. Im Gegenteil, sie hätte bestimmt ein paar Fliegen ind Schnaken gefangen. Und mich angefallen hätte sie auch nicht. Glaub ich.
Also, der feste Vorsatz: der nächste Weberknecht darf bleiben. Nicht gerade im Schlafzimmer, aber das Wohnzimmer ist auch ganz schick.
Und die nächste Riesentarantel wird heldenhaft eingefangen und sanft, aber bestimmt, vor die Tür gesetzt. Puh. Das wird was. Aber hey! Wenn schon tierlieb, dann richtig.
Hm.
Und was ist mit der nächsten Fliege? Oder Zecke? Oder Floh? Oder einem anderen Schädling? Blattläuse?
Seufz.
Da es sich hierbei tatsächlich um Schädlinge handelt, und sie tatsächlich meine Gesundheit und die meines Hundes und Pflanzen gefährden, gibt's keinen Kompromiss. Nun ja, doch einen kleinen. Keine Chemie. Nützlinge und natürliche Mittel reichen.
Danach konnte ich dann einschlafen. Das Gewissen und ich hatten uns wieder vertragen.
Was denkt ihr? Wie weit geht eure Tierliebe?