21. April 2013

Hundemenschen und Landwirte

Ich bin/war ca. ein Jahr in einem Hundeforum sehr aktiv und habe letztes Jahr einen Post gelesen,  der mir sehr imponiert hat und ich schon immer mal weiter geben wollte.
Das ursprüngliche Thema waren buddelnde Hunde, hier der Link dazu. Es ist aber sicher auch für Nichthundehalter interessant!

"Was hier noch fehlt, ist ein Statement von der "anderen Seite", nämlich den Menschen, die Felder, Wiesen und Wald im Aussenbereich besitzen und es mehr oder weniger freudig mit Euch allen teilen.

Stellt Euch das Ganze, was uns im Grunde ständig passiert, doch mal auf Eure Verhältnisse umgesetzt vor. Ihr hegt und pflegt ein Grundstück, sei es, um Gemüse drauf zu ziehen, um Brennholz zu gewinnen, um Landschaftspflege zu betreiben und einen gewissen Artenbestand an Pflanzen und Wildtieren zu sichern, um Futter für die Vierbeiner zu produzieren oder auch, um seinen Lebensunterhalt damit zu verdienen, steckt Arbeit, Geld, Zeit und reichlich Herzblut in die Pflege des Geländes, der Wege, der Büsche, der Bäume, der Wiesen, etc. und dann.....

....dann kommen sie wie die 7. Plage über Euch...  

All die vermeintlichen Naturliebhaber, Wanderer, Sportler, HH, Reiter, Lenkdrachen-Flieger, Mountain-Biker, Geocatcher, Nordic-Walker, Schneeschuhwanderer.
Jeder hat seine eigenen Prioritäten, jeder hat seine ganz eigenen Vorstellungen davon, wie er "die Natur" geniessen möchte. Und so unterschiedlich sie auch allesamt sind, in einem sind sie sich verdächtig gleich - sie vergessen gern, dass all das, was landläufig als "Landschaft und Natur" bezeichnet wird, irgendjemandem gehört. Ein eher kleiner Teil gehört dem Land, in dem wir alle leben, ein deutlich grösserer Teil gehört Land- und Forstwirten, die schlichtweg damit ihren Lebensunterhalt verdienen, aber auch "nicht-gewerblichen" Besitzern.
All der Wald, die Wiesen, die sonstigen Grünflächen, Teiche, Seen, auf denen wir uns in unserer Freizeit bewegen, GEHÖREN irgendjemandem. Deshalb brauchts auch im Grunde keine Schilder.

Ebenfalls eine frappierende Ähnlichkeit entwickeln viele Naturliebhaber darin, sich keine Gedanken über die Abläufe von Land- und Forstwirtschaft zu machen, über die Belange der "Natur", über die Wildtiere und ihre Bedürfnisse und über besondere Bedürfnisse artgeschützter Pflanzen.Schaut Euch in den vielen Fotothreads um - Hunde zum Foto-Shooting auf Silage-Ballen (kannste wegschmeissen, wenn da Luft dran kommt und das geht schnell, wenn eine Hundekralle ein Löchlein macht). Hunde im auflaufenden Getreide, Hunde in reifem Getreide, das kurz vor der Ernte steht, gern noch an der schleifenden SL. Hunde, bei denen der Verdacht auf eine Vergiftung durch Spritzmittel besteht, Hunde, die sich in Gülle gesuhlt haben (wie kommen die Hunde denn da aufs Feld?). Texte wie "da habe ich ein Spieli verloren in der hohen Wiese und am nächsten Tag kam der Mähdrescher"  (ganz neue Erntetechniken, von denen ich noch nichts wusste, sieh an...aber so unglaublich ignorant, was die Schäden angeht, die da an der Ernte zugefügt werden) 

Kurz und schmerzhaft: oft keinen Plan von nix, immer nur haben wollen, aber keinerlei Bereitschaft, sich mal mit den Belangen derer zu beschäftigen, deren Land alle mitnutzen möchten.

Und das - bleiben wir mal bei den HH, schliesslich ist das hier ein Hundeforum - von Menschen, die gerne mal so Sachen schreiben wie "ja mei, hätte der Typ nicht so mit den Armen gefuchtelt, den Hund nicht so angestarrt, dem Hund nicht auf den Fuss gelatscht - wäre gar nichts passiert". Wir HH hätten also gern, dass sich die "Öffentlichkeit" soweit mit unseren Vierbeinern auseinandersetzt, dass eine gegenseitige Rücksichtnahme möglich ist. Zeigen aber im allerseltensten Fall selbige Bereitschaft, wenn es darum geht, Rücksicht auf andere Interessengruppen zu nehmen.

 Hand aufs Herz - wer hat nicht schon mal ein auflaufendes Wintergetreide-Feld für Gras gehalten? Wer kann heutzutage überhaupt noch einzelne Getreidesorten auseinanderhalten, kennt Gräserarten, kann Gründüngung erkennen?Wer von Euch weiss, wann welches Getreide gespritzt werden muss, wann welche Grashöhe für welche Futterart zum Mähen ausreicht? Welche Spritzmittel wann und wo angewendet werden und welche davon tatsächlich überhaupt ein Problem für Tiere/Insekten darstellen?
Wer hat sich denn tatsächlich schon einmal Gedanken darüber gemacht, warum eigentlich Buddellöcher auf Futterwiesen (und bis auf ganz wenige Ausnahmen sind alle Wiesen da draussen in irgendeiner Art Flächen zur Futtergewinnung!) wirklich ein Problem sein können? Wer weiss schon, dass ganze Ladewagen voll Futter unbrauchbar werden können, wenn sich zuviel Erdmaterial oder wahlweise auch Hundehaufen drin befinden?

Die Silierprozesse werden durch die Erde/Hundehaufen gehemmt und verändert und somit kann das Futter im schlimmsten Fall komplett unbrauchbar werden. Weiss hier jemand, was das in "Talers" ausgedrückt für einen Schaden ausmachen kann?
Mähwerke werden stumpf, wenn überall Erde aufgeworfen wurde. Weiss hier jemand, wie mühsam es ist, Mähwerke wieder scharf zu bekommen oder wie teuer es ist, diese zu ersetzen, weil mal wieder armdicke Äste auf der Wiese lagen, damit Fiffi seinen Spaß hatte? Sollte es da nicht vollkommen ausreichen, wenn Landwirte sich mit unvermeidlichen Schäden z. B. durch Wühlmäuse herumplagen müssen?

Hundehaufen und Hunde-Buddel-Löcher haben nichts mehr mit Natur zu tun - deshalb hinken all diese Vergleiche mit Schäden durch Wild und Fuchskacke auf den Wiesen gewaltig. Wild hat keine Halter, die 20 Meter entfernt durch die Gegend laufen und ein Auge drauf halten könnten, dass die Tiere keine vermeidbaren Schäden anrichten. Und das Wild gehört einfach dahin, das da draussen ist der einzige Lebensraum, den es hat. Wer von Euch kennt denn all die Maßnahmen, die auch konventionell arbeitende Landwirte zum Schutz des Wildes, zur Arterhaltung von Tieren und Pflanzen betreiben? Wer weiss, was ein Lerchenfenster ist, wer kennt sich mit der Technik zum Wildschutz für Mähdrescher aus? Wer denkt schon dran, dass Ackerrandstreifen keine "hundehaufen-einsammel-freie-Zone" sind, sondern oft wichtiger Lebensraum für Kleintiere und Pflanzen? Wer denkt schon dran, dass irgendwer auch diesen "rue de la caques" mal mähen muss und sich und die Geräte mit Hundescheisse einsaut... aber da störts ja keinen...

so kann man nur denken, wenn man die Nase nicht einen Millimeter über den eigenen Hundehalter-Tellerrand hinausschauen lassen kann oder will...Immer dann, wenn ich recht fassungslos darüber bin, auf was für Klopfer Touris, HH, Wintersportler, Wanderer kommen, stelle ich mir vor, wie es wäre, wenn alle Landbesitzer einmal im Jahr mit den Menschen, die ihr Land mit nutzen, genau das machen dürfen, was andersrum Gang und Gäbe ist:

Überall rumtrampeln - in Vorgärten, über Zäune, notfalls auf Balkon oder durchs Wohnzimmer. Egal, ob da liebevoll seltene Rosen gezüchtet werden, bloss Gras wächst oder Gemüse. Sich von allem die s. g. "Handsträuße" mitnehmen. (Warum nur pflanze ich am Wanderweg bloss Kürbisse - richtig, die kann man nicht mal eben klauen und mitschleppen  ...) Die schönste Rose, den dicksten Apfel vom Baum, der ENDLICH das erste Jahr trägt. Weidenzweige abbrechen und Haselzweige - macht ja nix, dass die Büsche erst zwei Jahre alt sind und davon kaputt gehen...Lassen wir doch die Rinder in all die Vorgärten schittern, die Schweine den Golfrasen umwühlen - Heh, das ist NATUR, man kann sich aber auch anstellen....  Irgendwelchen Müll, an dem sich die Zwergkaninchen des Hauses den Magen verderben könnten, finden wir auch noch, um ihn in die Hasenausläufe zu schmeissen...
hätten die Leute halt Mülleimer aufstellen müssen...Äste und Hartgummispielis, um die Mähmesser vom Elektrorasenmäher kaputt zu kriegen, lassen wir auch gerne da....

Was würdet Ihr bei Euch daheim mit Gästen machen, die sich derart rücksichtslos benehmen?
Aber "die Städter  " sind ein merkwürdiges Volk - sie, die sonst überall nach der Freiheit schreien, ihren Hobbies ungehindert nachzugehen, werden plötzlich ganz komisch, wenn es um ihre eigenen Dinge geht. Dann hat auf einmal alles was gekostet, alle anderen sind pöhse, und es wird Zeter und Mordio und Hausfriedensbruch geschrien...wehe, da füttert wer ungefragt den Hund oder fasst diesen gar an...wehe, da werden Dinge in den Vorgarten geworfen, an denen Fiffi sich verletzen könnte...wehe, da macht der Hund nur einen Zucker, weil er sich vor irgendwas erschreckt hat...
selbstverständlich wird im hauseigenen Ziergarten mit Schneckenkorn um sich geworfen, Round-Up gespritzt, damit man die Fugen an den Plastersteinen nicht mühsam von Hand entkrauten muss, sind ja immerhin ganze 2 qm...
Leider ist das gar nicht so überspitzt. Das ist eher bittere Wahrheit. Ich lebe in einer "Touri-Wintersport-Region" und hätte mir in meinen schlimmsten Träumen nicht vorstellen können, was hier an Rücksichtslosigkeiten abgeht. Und das sind keine Kavaliersdelikte, sondern Schäden, die z. T. in die Hunderte von Euros gehen. Nicht bloss HH, nein, nein, aber auch. Es ist auch nie nur dieser eine Hundehaufen, dieses eine Buddelloch, dieser eine umgeknickte Ahorn, dieser eine geklaute Kürbis - es ist die Summe, die aus vielen "dieser eine" entsteht.

Niemand hat etwas dagegen, sein Land mit Euch allen zu teilen. Im Gegenteil, es würde uns sogar freuen, wenn all das, was wir im "Geheimen" für uns alle tun, nämlich Landschaft und Arten zu erhalten, kostbare Nahrungsmittel zu produzieren und noch einiges mehr , auch zur Kenntnis genommen und als wertvoll geschätzt werden würde.Dazu brauchts gar nicht viel - einfach ein wenig respektvolleren Umgang mit dem Besitz anderer, ein wenig Mit-Denken und ein wenig sich-informieren, damit man als Natur-Nutzer nicht allzusehr ins Fettnäpfchen tritt. Auch ein wenig Akzeptanz, dass einige Menschen mit dem Land da draussen ihren Lebensunterhalt verdienen müssen. Sei es im Wald oder auf den Wiesen und Feldern.Schön wärs."

Mit freundlicher Genehmigung der Wild-Bunch-Ranch. Dankeschön das ich das hier veröffentlichen darf!!

4 Kommentare:

  1. Ich sehe, worauf Du hinauswillst und stimme Dir prinzipiell zu, aber: Wildtiere hinterlassen ebenfalls Buddellöcher und Fraßschäden. Stürme hinterlassen Äste usw. Nur mal so zum Ausgleich. ;-) Aber letztlich hast Du mit der Kernaussage Recht, daß wir alle uns um ein bedächtiges (glaub das kommt von "denken", oder?), achtsames Miteinander bemühen sollten, statt immer nur auf Kosten anderer das momentane egoistische Bedürfnis durchzuprügeln. Und ich spreche da aus Sicht eines Adoptivhundehalters, der brav Häufchen aufsammelt, weil er selbst in sowas nicht reinlatschen will usw.

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    1. Zitat: "Wild hat keine Halter, die 20 Meter entfernt durch die Gegend laufen und ein Auge drauf halten könnten, dass die Tiere keine vermeidbaren Schäden anrichten." ;-)

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  2. Mal in eigener Sache angefragt: Würde es Dir viel Mühe bereiten,
    Dein posting etwas zu struktuieren? Nicht böse gemeint, aber ich habe
    jetzt zum x-ten Mal versucht zu lesen, aber mich erschlagen die vielen
    Buchstaben...jaja, lach ruhig, Du Küken, aber ich habe Probs beim lesen,
    na hör schon auf - Du kriegst ja fast keine Luft mehr.....☺

    Nein, ernsthaft.....vielleicht, wie gesagt wenn es nicht zu viel Mühe macht.....

    Dankeschön und liebe Grüße
    Silberweide

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Danke für deinen Kommentar!
:-)